Lees onderstaand tekstfragment uit Gadamers Wahrheit und Methode.
Wir sagen zwar, daβ wir ein Gespräch ‘führen’, aber je eigentlicher ein Gespräch ist, desto weniger liegt die Führung desselben in dem Willen des einen oder anderen Gesprächspartners. So ist das eigentliche Gespräch niemals das, das wir führen wollten. Vielmehr ist es im allgemeinen richtiger zu sagen, daβ wir in ein Gespräch geraten, wenn nicht gar, daβ wir uns in ein Gespräch verwickeln. Wie da ein Wort das andere gibt, wie das Gespräch seine Wendungen nimmt, seinen Fortgang und seinen Ausgang findet, das mag sehr wohl eine Art Führung haben, aber in diese Führung sind die Partner des Gesprächs weit weniger die Führenden als die Geführten. Was bei einem Gespräch ‘herauskommt’, weiβ keiner vorher. Die Verständigung oder ihr Miβlingen ist wie ein Geschehen, das sich an uns vollzogen hat. So können wir dann sagen, daβ etwas ein gutes Gespräch war, oder auch, daβ es unter einem günstigen Stern stand. All das bekundet, daβ das Gespräch seinen eigenen Geist hat, und daβ die Sprache, die in ihm geführt wird, ihre eigene Wahrheit in sich trägt, d.h. etwas ‘entbirgt’ und heraustreten läβt, was fortan ist.